Schon jetzt das Thema angehen
Ökobilanz wird immer wichtiger
05.06.2025Kurzstudie belegt gute Ausgangsposition
Für viele, die sich mit der Zertifizierung von Gebäuden schon länger beschäftigen, ist die Gebäudeökobilanz ein vertrauter Begriff. Verpflichtend ist diese ganzheitliche Betrachtung der Umweltwirkungen, die von einem Neubau über dessen gesamte Lebenszeit betrachtet ausgehen, bisher allerdings nur, wenn Mittel aus bestimmten Förderprogrammen beantragt werden. Das wird sich aller Voraussicht nach aber schon bald ändern: Wenn die EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) in Deutschland umgesetzt wird, ist eine Berechnung von Gebäudeökobilanzen für Neubauten von 2028 an vorgeschrieben.
Graue Energie in den Baustoffen
Berechnungen nach der EnEV, wie sie längst für alle neuen Wohngebäude Pflicht sind, erfassen lediglich den Energiebedarf eines Gebäudes und die daraus resultierenden Umweltwirkungen während der Nutzungsphase. Eine Lebenszyklusanalyse, wie sie in einer Gebäudeökobilanz vorgenommen wird, berücksichtigt zusätzlich auch die sogenannte „graue Energie“. Sie steckt in den verwendeten Baumaterialien und wurde bei deren Herstellung aufgewendet. Auch deren sonstige Umweltwirkungen einschließlich eines angenommenen Rückbaus fließen in die Betrachtung ein. Die Vorschriften für die Berechnung und Bewertung basieren auf dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB).
Um herauszufinden, wie gut die Akteure im Planungs- und Bauprozess hierzulande mit dem Instrument der Gebäudeökobilanz bereits vertraut sind, hat die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) in Zusammenarbeit mit dem Buildings Performance Institute Europe (BPIE) eine Kurzstudie zum Thema durchgeführt. Die gute Nachricht: Alle Voraussetzungen sind mittlerweile flächendeckend vorhanden.
Grundlagen sind verfügbar
Mehr als 25 verschiedene Softwaretools zur Lebenszyklusanalyse sind auf dem Markt. Auch die Weiterbildungsangebote in diesem Bereich sind zahlreich. Und mit der Bundesförderung Klimafreundlicher Neubau (KFN) sowie der Ankündigung weiterer Förderprogramme, die eine Berechnung von Gebäudeökobilanzen voraussetzen, hat die Verbreitung des Verfahrens einen erheblichen Schub erfahren.
Skepsis wegen Kosten
Allerdings zeigt die Studie auch Hemmnisse auf, die noch vorhanden sind. So ist die angewandte Methodik teils sehr unterschiedlich. Während einige Anwendungsprogramme lediglich Treibhausgaspotenziale als Umweltindikator berechnen, können andere Tools weitere Umweltparameter einbeziehen. Von den Befragten, die einer Gebäudeökobilanzierung skeptisch gegenüberstehen, wurden häufig die Kosten als Grund genannt. Sie variieren je nach Gebäudetyp, verwendeter Software und Beratung durchschnittlich zwischen 7.000 und 15.000 Euro pro Projekt.
Eigene Expertise ausbauen
Vor diesem Hintergrund empfehlen die Urheber der Studie dem Gesetzgeber schlanke Strukturen, verpflichtende Schulungen und qualitätsgeprüfte Tools zur Ökobilanzierung. Außerdem plädieren sie für einen bürokratiearmen Validierungsprozess. Planende und Ausführende seien gut beraten, bereits jetzt die eigene Expertise im Thema weiter auszubauen. Steigen werde auch der Anspruch an eine nachvollziehbare und überprüfbare Qualität der Ergebnisse. Eine unabhängige Prüfung werde für Zertifizierungen, Förderanträge oder gesetzliche Nachweise unverzichtbar sein.