Alle werden gebraucht

Bundesweite Initiative kommt 2024

Im Juli 2021 beschloss das bayerische Bauministerium gemeinsam mit dem Landwirtschaftsministerium die erste bayerische Förderrichtlinie zum Bauen mit Holz (BayFHolz). Ziel der Richtlinie, für die in der Neuauflage 35 Mio. € Haushaltsmittel vorgesehen sind, sei es, die Holzbauquote zu steigern und damit den Klimaschutz zu unterstützen. Nun wird auch auf Bundesebene im Rahmen der „Klimaschutzgesetze“ ähnliches angestrebt: eine bundesweite Holzbauinitiative, die bereits vom Kabinett für 2024 beschlossen wurde.

Der Bund soll Vorbild und Vorreiter im klima- und ressourceneffizienten Bauen werden. Federführend werden Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir von den Grünen und Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) mit ihren jeweiligen Ministerien die Holzbauinitiative voranbringen. Mit Fördermaßnahmen soll erreicht werden:
 
  1. „Holz und andere nachwachsende Rohstoffe stärker als bisher und gleichzeitig ressourcenschonend im Hoch- und Ingenieurhochbau zu berücksichtigen,
  2. die Quantität des Holzbaus zu steigern sowie die Innovation des Holzbaus zu befördern,
  3. die Zirkularität des Holzbaus bei der Weiterentwicklung der Holzbauweisen und die Potenziale der Altholzverwertung zu erschließen und zu fördern,
  4. den Holzbau und den Holzleichtbau insbesondere bei der Nachverdichtung im urbanen Raum zu berücksichtigen und
  5. den seriellen Holzbau und die serielle Sanierung mit Holz und anderen nachwachsenden Rohstoffen zu steigern.“
Auch der neue Waldpakt für Bayern greift den Gedanken auf und fordert die staatliche Förderung des Bauens mit Holz mit dem Ziel, „die Holzbauquote in Bayern auf den vordersten Platz im Bundesvergleich zu bringen“. Die bayerische Staatsregierung will sich demnach aktiv in den Markt einbringen und dem Holzbau zu mehr Marktanteilen verhelfen. Die Bayerischen Staatsforsten, größter Waldbesitzer Deutschlands, können in den nächsten Jahren aufgrund des hohen Schadholzaufkommens mehr Menge bereitstellen. Der Einsatz des Baustoffes Holz sei aktiver Klimaschutz, denn dieser speichere CO2 ein. Zumindest bilanziell ließen sich dadurch Treibhausgasminderungen realisieren.

Kritik von Verbänden und Umweltorganisationen

Die Meinung der Ziegelhersteller ist klar: Das temporäre Speichern der CO2-Emissionen und damit die Verlagerung der Emissionen in die Zukunft rechtfertigt keine einseitige Bevorzugung eines Baustoffs. Der gesamte Lebenszyklus inklusive Entsorgungsphase muss betrachtet werden.

Ebenso kritisiert die Umweltorganisation WWF in ihrer Veröffentlichung „Alles aus Holz“ die negativen Auswirkungen einer noch intensiveren Bewirtschaftung der Wälder auf deren Böden, Artenvielfalt und letztlich auf das Klima. Prognosen zeigen, dass diese zusätzlichen Mengen ohne Ausweiten des Importhandels mit Holzprodukten aus anderen Ländern nicht verfügbar sind.
 
Lehm als Zukunftsbaustoff nicht erwähnt

Die Geschäftsführerin des Industrieverbands Lehmbaustoffe e. V., Dr. Ipek Ölcüm, fordert die Berücksichtigung des Baustoffs Lehm in der Initiative. Wir schließen uns dieser Forderung an. Lehm hat eine jahrtausendealte Tradition und neben geringen CO2-Emissionen auch sehr gute bauphysikalische Eigenschaften. Mit dem umweltschonenden Abbau und der anschließenden Renaturierung wird der Eingriff in das Öko-System auf ein Minimum reduziert. Aus dem Rohstoff Lehm können Ziegel oder ungebrannte Lehmsteine entstehen. Ob der Lehm als Baustoff in seiner Roh-Form genügt, ist vom Einsatzbereich abhängig. Mit dem hohen Rückgewinnungspotential und all seinen anderen positiven Eigenschaften ist Lehm ein absoluter Zukunftsbaustoff.

Alle werden gebraucht

Es ist ein gutes Zeichen, dass die Politik sich im Wohnungsbau wieder mehr einbringen möchte. Dies ist auch dringend notwendig, denn um den akuten Mangel an Wohnraum hierzulande zu beheben, müssen alle verfügbaren Optionen für eine klimaschonende Bauweise mit heimischen Materialien genutzt werden. Angemessenen und wohngesunden Wohnraum zu bezahlbaren Preisen zu schaffen, sei die zentrale soziale Herausforderung in Deutschland, sagt Johannes Edmüller, Geschäftsführer von Schlagmann Poroton und Präsident des Bayerischen Ziegelverbands. Das im Koalitionsvertrag festgelegte Ziel der Regierung, 400.000 neue Wohnungen jährlich zu bauen, wurde im Rekordjahr 2022 mit 295.000 Einheiten nicht annähernd erreicht. In diesem und im nächsten Jahr ist aufgrund der Zinssteigerung, der Baukosten­verteuerungen und des Wegfalls der KfW-Förderungen mit weniger als der Hälfte der versprochenen Wohnungen zu rechnen. Es braucht Impulse für den Wohnungsbau.
Kreislaufwirtschaft muss das Ziel sein

Verschiedene regionale Baustoffe erfüllen in der Gesamtkonstruktion ihre individuellen Anforderungen wie Brandschutz, Schallschutz, Wärmeschutz und Tragfähigkeit optimal. Die Frage, ob ein Baustoff dem Nachhaltigkeitsgedanken entspricht, kann nur auf Gebäudeebene angemessen beurteilt werden. Planer, Architekten und Bauherren sollten darüber transparent und ohne die Gefahr einer Wettbewerbsverzerrung informiert werden. Sich lediglich auf einen einzigen heimischen Rohstoff zu fokussieren, wäre angesichts der großen Herausforderungen nicht zielführend. Vielmehr muss der Fokus auf einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft liegen, denn das ist aktiver und ehrlicher Klimaschutz. Wir Ziegelhersteller zusammen mit unseren vielen ziegelverarbeitenden Bauunternehmen fordern deswegen von Staat und Regierung weiterhin Baustoffneutralität und Technologieoffenheit.
Datum: 07.08.2023
 
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