Neubau von Einfamilienhäusern in Regensburg

Referenzen Schlagmann Ziegel

Auf der Insel vor der Altstadt

Zu den beliebtesten Baugebieten Regensburgs gehörte in den vergangenen Jahren die Donauinsel „Unterer Wöhrd“. Zwischen zwei Donauarmen gelegen, nur eine Brücke von der Altstadt entfernt, wurden dort in den vergangenen Jahren etliche Grundstücke aus dem Dornröschenschlaf geholt. Das historische Gewerbegebiet wurde schrittweise zu einem städtischen Wohnquartier umgestaltet – zentral und zugleich naturnah, reich an Lebensqualität.

Barocke Besonderheit

Eines der neuen Baugrundstücke liegt zur Südseite der Donauinsel hin, unweit jenes Kais, an dem Donauschiffe anlegen. Seit Jahrhunderten prägt ein barocker Bauholzstadel das dortige Areal. Etwa ums Jahr 1670 errichtet, war der 47 Meter lange Holzbau für den reichsstädtischen Zimmermeister gedacht gewesen; jener hat ihn vermutlich auch geplant.

Die imposante, zweischiffige Halle wurde als eingeschossiger Ständerbau mit zwei Dachgeschossen realisiert. Das vom wohlhabend-reichsstädtischen Erbe kündende Bauwerk ist heute denkmalgeschützt, obgleich es phasenweise als Lagerfläche sein Dasein fristete und an Bedeutung verloren hatte. Zuletzt war es einfach hinter Bäumen, Büschen und einem Bretterzaun verschwunden.

„Boxen“ sollten den Raumeindruck des Stadels erhalten

Es gab jahrzehntelange Anläufe zur Wiederbelebung, die stets am Nutzungskonzept scheiterten – sie wurden dem bayernweit einzigartigen Holzstadel, lt. Bayerischem Landesamt für Denkmalpflege, nicht gerecht. Die Wende gelang im Jahr 2011 dem Regensburger Architekturbüro AIS/Scheuerer.

Es überzeugte nach mehreren Studien und Konzeptideen mit einer Umnutzung zum Wohn- und Bürogebäude. Bei diesem Konzept blieb die eindrucksvolle historische Konstruktion mit ihrem Raumeindruck erhalten: Die Planer stellten kleinere „Raumboxen“ für die Schlaf- und Nebenräume in die großflächigen Scheunen- bzw. Wohnvolumen.

Fünf kontrastierende Stadthäuser

Mit zum Konzept von AIS gehörte auch eine Nachverdichtung, die auf dem großzügigen Grundstück mit Geschick möglich war: Auf der Ostseite des alten Stadels entstand eine Zeile aus fünf neuen Stadthäusern. Zwei Doppelhäuser und ein Einfamilienhaus reihen sich auf zwischen dem Stadel und der rechtwinklig vom Ufer abzweigenden Straße „Am Winterhafen“. Die Wohnhäuser wurden in der Höhe abgestuft und so auch an benachbarte Reihenhäuser aus den 1930er-Jahren angepasst. Die Planer haben ihre Neubauten ganz gezielt so gesetzt, dass man dazwischen einen guten Durchblick zum historischen Stadel hat. Viele Sichtbezüge und offene Grünflächen prägen das gesamte Ensemble. Bei der Gestaltung wurden bewusst Kontraste gesetzt: Eine klare, moderne Formensprache hebt die barocke Bauweise des dahinter liegenden Stadels erst richtig hervor. Der elegant silbergrau gestaltete Fassadenputz der Neubauten bringt nebenbei auch die Holz- und Ziegeltöne des Altbaus gut zur Geltung.

Wohnlich drinnen und draußen

Von Oktober 2012 bis September 2013 wurde am familienfreundlichen neuen Ensemble gebaut. Alle fünf Neubauten verwirklichen modernes, offenes Wohnen; überall wurden Terrassen und der Garten mit einbezogen. Zur Straßenseite hin, entlang der ruhigen Wohnstraße, wurde die Transparenz fortgesetzt. Die Haustüren sind über kleine Brücken erreichbar, auf denen jeweils eine komfortable Hausbank platziert wurde – auf diese Weise haben die Planer dafür gesorgt, dass sich die neue Nachbarschaft von der ersten Stunde an vor der Tür begegnet.

Drinnen findet sich in jedem Haus ein großzügiger, offener Bereich zum Wohnen, Kochen und Essen. An vielen Stellen werden raumhohe Verglasungen über Eck geführt, wodurch Ausblicke in verschiedene Himmelsrichtungen entstanden. Treppen mit Glasgeländern führen nach oben. Dort sind neben den Schlaf- und Kinderzimmern auch die Zugänge zu Dach- terrassen, die auf allen Häusern realisiert wurden. Ein perfekter Ort: Von hier hat man einen wunderschönen Ausblick auf die Silhouette der Altstadt und die nahen Donauauen. Unter den Doppelhäusern liegt eine zentrale Tiefgarage mit 22 Stellplätzen, Abstellräumen und der Haustechnik.
Baudaten  
Abmessungen Haus 1 + 2: L 15 × B 10,25 m
Haus 3 + 4: L 15,6 × B 10,25 m
Haus 5: L 10,25 × B 10,25 m
Wohneinheiten 5 WE
Wohnfläche Haus 1: 170 m2
Haus 2: 191 m2
Haus 3 + 4: 169 m2
Haus 5: 301 m2
Bauzeit 10/12 – 09/13
Konstruktion POROTON®-T8® in Wandstärke 36,5 cm
Bauherr Stadel 1 – 3: Kassecker GmbH, Waldsassen
Stadel 4: GbR Bauholzstadel
Architektur AIS-Gesellschaft für Architektur mbH, Regensburg; Dipl.-Ing. (FH) Martin Scheuerer; Prof. Dr. Ing. Birgit Scheuerer
Tragwerksplanung Ingenieurbüro Alois Graf, Regensburg/Wenzenbach
Bauunternehmen Kassecker GmbH, Waldsassen
Anlagentechnik Grundwasser-Wärmepumpe; kontrollierte Wohnraumlüftung und Wärmerückgewinnung (teilweise)
Wärmeschutz U-Wert Außenwand
0,21 W/(m²K)
U-Wert Fenster
0,95 W/(m²K)
Energetischer Standard KfW-Effizienzhaus 70
POROTON®-T8®-36,5
Elegant mit Holz-Details

Bei der Materialwahl für die Häuser wurde klassisch entschieden. Die Gebäudehülle entstand aus einschaligen, hochwärmedämmenden Ziegelwänden aus Poroton-T8 in der Wandstärke von 36,5 Zentimetern. Auf den Fassadenputz wurde Wert gelegt, er bekam eine lebendige, handwerkliche Struktur durch eine spezielle vertikale Kammtechnik. Je nach Lichteinfall bieten die silbergrauen Außenwände ein differenziertes, lebhaftes Bild.

Die Fassaden wurden mit unterschiedlich gesetzten und formatierten Fenstern gegliedert. Deren Dreifach-Wärmeschutzverglasungen sichern gemeinsam mit der monolithischen Ziegelhülle ein angenehmes Raumklima und einen niedrigen Energieverbrauch. Alle Fenster wurden mit einem außenliegenden Sonnenschutz aus Aluminiumlamellen ausgestattet. Im Sommer wird der Wärmeschutz zudem durch die thermische Speichermasse der massiven Bauteile unterstützt. Die hochwertig gedämmten Bauteile und eine zentrale Grundwasser-Wärmepumpe haben gemeinsam die Voraussetzungen für den KfW-70-Standard geschaffen.
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