Neubau eines Bürogebäudes in Marktl am Inn

Referenzen Schlagmann Ziegel

Ein Wett­bewerb unter Kollegen

Architekten, die für sich selbst bauen, haben es nicht leicht. Schließlich will man da viele gute Ideen aus Jahren verarbeiten, beispielhafte Lösungen entwickeln, Maßstäbe setzen, die eigene Geschäftsentwicklung klug vorwegnehmen und so weiter. Wolfgang Wenger aus Marktl am Inn ging das Thema pragmatischer an: Er setzte voll auf die Kompetenzen seines Teams und lud alle ein, sich an einem bürointernen Ideenwettbewerb zu beteiligen.

Jeder plante ein komplett eigenes Büro. Nach einem großen Brainstorming sind die besten Gedanken übernommen worden in die Baupläne. Im Mai 2013 war Baubeginn, seit Januar 2014 ist das Bürogebäude fertig.

Ziegel-User aus Überzeugung

Was beim Ideenwettbewerb herauskam, steht jetzt wenige Meter vom Inn entfernt in einem Gewerbegebiet. Die zwei ineinander geschobenen Kuben, in mattem Grau und Weiß gehalten, könnten vom ersten Anschein her auch ein Betonbau sein. Das wäre mit Wolfgang Wenger aber nie zu machen gewesen: Er baut generell mit Ziegeln und ist in dieser Frage auch absoluter Überzeugungstäter, seit sein Vater den kleinen Buben einst mitnahm in die nahe gelegene Schlagmann-Ziegelei. Heute, als Baubiologe, ist er sich mit den Ziegeln sicherer denn je: Gerade auch für sein eigenes Team sollte es ein optimal gesundes Raumklima sein.

Dafür kombinierte er den Poroton-T7 mit Decken und einem Flachdach aus Stahlbeton, gedämmt wurde das Dach mit Mineralwolle. Beton setzt auch Akzente: Eine spektakuläre Treppe besteht aus Betonblöcken, die frei schwebend aus der Wand herausragen. Er setzte dreifach verglaste Aluminium-Fenster ein, deren große Flächen er durch eine professionelle, sonnengeführte Verschattung schützen kann.

Drei-Liter-Haus mit ausgefeilter Haustechnik

Das Gebäude ist ein Drei-Liter-Haus. Und die Haustechnik quasi unsichtbar, weil die Fußböden heizen und die Decken kühlen, was man in der Übergangszeit differenziert einsetzen kann. Fragt man nach der Heizung, zeigt Wenger aus dem Fenster, über Maisfeld und Bienenstöcke hinweg zum nahe gelegenen Bauernhof: Dort steht ein mit Biogas betriebenes Blockheizkraftwerk, das für Wenger und einige Nachbarn eine Nahwärmeversorgung bietet. Gekühlt wird mit 12 Grad kaltem Grundwasser, das aus einer 25 Meter tiefen Bohrung stammt. Es strömt dank Betonkernaktivierung durch alle Decken.

Angenehm daran: Anders als konventionelle Klimaanlagen verursacht dieses System keinerlei unangenehmen Luftzug für die Mitarbeiter. Eine automatische Be- und Entlüftungsanlage für das gesamte Gebäude komplettiert das Ganze. Sie leistet einen 0,5-fachen Luftwechsel pro Stunde und kommt dabei auf eine Wärmerückgewinnung von bis zu 80 Prozent.

Wengers 1998 noch im Familien-Domizil gegründetes Unternehmen ist spezialisiert auf Industrie- und Gewerbebauten sowie auf Denkmalschutz-Projekte. Er hat heute zehn Mitarbeiter, das neue Büro bietet Raum auch für 16 oder 20 Arbeitsplätze. Auf dem 2.400 Quadratmeter großen Grundstück überbaute er 800 Quadratmeter und erhielt so 370 Quadratmeter an Büro- sowie weitere 185 Quadratmeter an Nutzfläche.
Baudaten
Grundstücksgröße 2.400 m2
Abmessungen L 12,74 × B 12,36 m
Wohn-/Gewerbeeinheit 1
Nutzfläche 455 m2
Gesamtfläche 570 m2
Überbaute Fläche 800 m2
Bauzeit 05/13 – 01/14
Konstruktion POROTON®-T7® in Wandstärke 36,5 cm
Bauherr Wolfgang Wenger, Marktl am Inn
Planung Büro für Bauplanung und Gestaltung – Wolfgang Wenger, Marktl am Inn
Energetischer Standard 3-Liter-Haus
POROTON®-T7®-365
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