Neubau einer Wohnanlage in Reichenhall

#bauenmitporoton
Referenzen Schlagmann Ziegel

Neue Angebote für Menschen mit psychischen Krankheiten

Menschen, die eine psychische Krankheit haben, tun sich oft etwas schwerer mit Dingen des Alltags. Womit und wie schwer, ist unterschiedlich. Deswegen sind auch die Bedürfnisse ganz verschieden, wie diese Menschen wohnen wollen und welche Betreuung sie brauchen. In Bad Reichenhall hat ein zur Arbeiterwohlfahrt (AWO) gehörender Trägerverein, der Projekte für Jugend- und Sozialarbeit e. V., ein Apartment-Haus für diese Zielgruppe gebaut. In die acht Wohneinheiten sind Menschen eingezogen, die weitgehend selbstständig wohnen und leben können. Sie werden vom Team des Trägers bei einigen Alltags-Herausforderungen professionell unterstützt und ambulant betreut.

Seit viertausend Jahren wird in Bad Reichenhall Salz gewonnen. Das sieht man der Stadt im Berchtesgadener Land auch an, ihre Architektur ist vielerorts salinarisch geprägt. Wer zwischen den historischen Gebäuden etwas Neues plant, muss diese Stimmung verinnerlichen. Genau das tut die Wohnanlage, die neben der Kirche St. Nikolaus neu geplant wurde. Ihre Architektur greift einiges auf, was man in der Nachbarschaft sieht: das steile Satteldach ohne Dachüberstände. Einen kompakten Baukörper, einfach gehalten und weiß verputzt. Zugleich gibt es zeitgenössische Elemente, die deutlich machen, dass hier modern gedacht wurde, um einladende neue Räume zu schaffen.

Der Standort der neuen Wohnanlage ist am Rand der Altstadt, direkt vor der historischen Stadtmauer. Nur wenige Schritte sind es bis zum Fluss Saalach und den historischen Triftanlagen. Dort haben einst die Reichenhaller das Holz aus dem Fluss geholt, das Triftmeister und Triftknechte flussaufwärts in Waldgebieten geschlagen hatten und nach Reichenhall triften ließen. Die knapp einen Meter langen Fichten-Stücke wurden als Brennholz in der alten Saline dringend gebraucht. Nur wenige Meter weiter ist der alte Kirchberger Bahnhof. Heute sorgt er für gute Verkehrsanbindung, in der Bauzeit auch für Komplikationen: Weil der Bahnhof in den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs von den Alliierten bombardiert worden war, könnten im Boden Blindgänger liegen. Deswegen musste während des Aushubs ein Experte vom Kampfmittel-Räumdienst dabei sein.

Der Neubau in der Anton-Winkler-Straße hat 247 Quadratmeter Wohnfläche, die Apartments sind jeweils etwa 35 Quadratmeter groß. Gebaut wurde ein Jahr lang, von Mai 2019 bis Mai 2020. Architekt Michael Dufter und Bauleiter Andreas Brettl setzten ein Konzept mit deutlich ökologischen Akzenten um: Wärme wird ausschließlich aus regenerativen Energieträgern gewonnen, dank Pellet-Heizung. Für eine spätere Einbindung von Solarenergie wurde alles vorbereitet: Es gibt einen bivalenten Warmwasserpufferspeicher, der es auch möglich machen wird, einen solaren Heizkreis einzubinden. Hierfür gibt es bereits Leitungen vom Keller bis zum Dach.

Optimal für Kreislaufwirtschaft

Ökologische Überlegungen lagen auch der Auswahl der Baustoffe zugrunde. Man entschied sich für den perlitgefüllten Schlagmann S8 in der Wandstärke von 42,5 Zentimetern. Denn er bringt neben seinen hervorragenden Dämm-Eigenschaften auch guten Schallschutz mit. Den braucht es an diesem Standort: Der Neubau liegt zwischen einer vielbefahrenen Straße und einer Bahnstrecke. Die massive Ziegelwand erfordert keine zusätzliche Dämmung. Ortsansässige Handwerker haben, wie für die Gegend üblich, einen so genannten „Waschelputz“ aufgetragen. Seine strukturierte Oberfläche zeigt deutlich die besondere Arbeitsweise. Sooft es ging, hat man bei diesem Gebäude auf Kunststoffe und Produkte der organischen Synthesechemie verzichtet. Wo Dämmung nötig war, wurden Holzweichfaserplatten verbaut. Die Fenster sind aus unbehandeltem Lärchenholz – ein Material, das lange hält und dabei sehr wartungsarm ist. Diese simplen, traditionsreichen Materialien bestimmen nun das Erscheinungsbild des Hauses: Es ist einfach, unprätentiös, unspektakulär und will auch so sein – zumal es, dank seiner ökologischen und langlebigen Materialien, lange Zeit gut dastehen kann und wird. Bauherr und Architekt hatten stets auch die Produktion und Entsorgung ihrer Baustoffe im Blick: Viele der Materialien haben in der Herstellung wenig Energie gebraucht. Und sie können später, wenn sie doch entsorgt werden sollten, problemlos in einem neuen Stoffkreislauf wiederverwendet werden.
Baudaten  
Bauzeit 05/19–05/20
Gebäudetyp Mehrfamilienhaus
Wohneinheiten 8
Grundstücksgröße 978 m2
Abmessungen L × B 16 × 9,50 m
Wohnfläche 247 m2
Konstruktion monolithischer Ziegel
Außenwandbaustoff
POROTON®-S8®
in Stärke 42,5 cm
Wärmeschutz U-Wert:
Außenwand 0,18 W/(m2K)
Fenster 1,00 W/(m2K)
Anlagentechnik Holz-Pelletkessel, Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
Energetischer Standard KfW-Effizienzhaus-Standard 55
Bauherren Projekte für Jugend- und Sozialarbeit e. V., Gemeinnützige GmbH des Projektevereins, München
Architektur Michael Dufter, Schneizlreuth
Bauunternehmen Rupert Zach GmbH, Schneizlreuth
Bauleitung: Andreas Brettl
Tragwerksplanung Josef Roitner, Freilassing
Referenzen Schlagmann Ziegel
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Copyright Bilder und Grafiken: Michael Dufter