Zweifamilienhaus in Deggendorf

Das Donau-Hochwasser, das im Juni 2013 die Gegend um Deggendorf verwüstete, konnte man tagelang in der Tagesschau sehen. Und natürlich auch live, beispielsweise im Keller des Zweifamilienhauses im Ortsteil Fischerdorf, der südlich der Donau liegt, dicht am Wasser. 30 Zentimeter des Erdgeschosses waren ebenfalls geflutet worden.

Der Hausherr hatte davor schon darüber nachgedacht, sein rund 60 Jahre altes Gebäude zu sanieren. Als im Sommer 2013 das Wasser wieder weg war, war schnell klar: Nun packt man es an. Nach einigen Monaten der Planung begann im Frühsommer 2014 die Sanierung des Zweifamilienhauses mit der Adresse Alter Bahnhof 4.

Die Straße „Alter Bahnhof“ ist eine indirekte Verlängerung der alten Deggendorfer Donaubrücke. Ihren Namen hat sie erhalten als Erinnerung an ein Stück niederbayerische Bahn-Historie: Dort verlief ab 1865 eine Bahnstrecke von Plattling nach Deggendorf, mit einer königlichen Konzession. Im Volksmund nannte man die gut acht Kilometer lange Pionierbahn die „Krautbahn“. Doch sie existierte nicht lange: 1873 startete der Bau zur Bayerischen Waldbahn von Plattling über Deggendorf und Zwiesel bis nach Bayerisch Eisenstein.

Wegen der vielen Höhenmeter musste eine andere Trasse gewählt werden, Deggendorf erhielt einen höher gelegenen Bahnhof, so dass schon 1875 die „Krautbahn“ wieder Geschichte war. Der Straßenname lässt die Geschichte bis heute weiterleben. Heute ist die Straße ein gemischtes Wohn- und Gewerbegebiet, in dem das Donau-Hochwasser ebenfalls immense Schäden verursachte.

Der Bauherr Rager ist ein Freund klassischer Ziegelbauten

Immerhin: Anders als bei vielen Nachbarn hatte das Objekt keinen Ölschaden zu beklagen, denn die alte Ölheizung war schon einige Zeit zuvor gegen einen modernen Pellet-Kessel ausgetauscht worden. Doch die Kellerwände waren zu dünn, die Fenster alt, und vor allem die nur 30 Zentimeter dicken Ziegel-Außenmauern aus dem Jahr 1958 brauchten Dämmung. Aber womit dämmen? Schon im Vorfeld hatte sich der Bauherr nie dazu durchringen können, ein Wärmedämmverbundsystem mit Styropor zu verbauen.

Umso aufmerksamer wurde der Bauherr, als nebenan die Wärmedämmfassade zum Einsatz kam. Außen Ziegel, innen Perlit, dazu der gute Charakter und alle Vorteile von Ziegel: Das wurde auch hier die Lösung der Wahl, auch wenn diese Maßnahme nicht aus dem Hochwasserfonds, sondern aus Eigenmitteln finanziert werden musste.

Die 180 mm starke Schicht kam auf rund 330 Quadratmeter Außenhaut. Der Beton-Balkon wurde vom Haus abgetrennt, um an dieser Stelle keine Wärmebrücke zu erhalten. Auch der Keller wurde gedämmt, alle Fenster und die Haustür erneuert. Die Pellet-Heizung konnte noch einmal auf den neuesten Stand gebracht werden. Hinzu kam ein neuer Windfang, er wurde ebenfalls aus Ziegeln gemauert, aus POROTON®-T8 in einer Wandstärke von 30 Zentimetern.

Ende 2014 war die Sanierung fertig. Und auch gedämmt ist das Ziegelhaus noch ein Ziegelhaus.

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