Einfamilienhaus in München

Der historische Baukörper der um 1900 errichteten Remise im Münchener Süden ist ein Hingucker. Er hat ein ungewöhnliches Dach, ein asymmetrisches, gekrümmtes Pultdach mit Mauerkrone. Und ist dabei geformt wie ein L mit je 13 Metern Schenkellänge, allerdings nicht ganz rechtwinklig. Denn seinerzeit hatten sich die Bauherren an der ebenfalls nicht rechtwinkligen Grundstücksgrenze orientiert und direkt daran entlang gebaut.

So entstanden Stallungen samt Heuboden sowie Wohnräume für Bedienstete. Die historischen Fenster und Türen orientierten sich allesamt zum Hof hin, hingegen blieben die langen Wände zur Grundstücksgrenze hin fensterlos und unfreundlich. Das Rückgebäude in der Fasangartenstraße duckt sich ein wenig in die nordöstliche Ecke eines Grundstücks, an dessen Westseite die Gleise der S-Bahn-Linie S2 Richtung Holzkirchen vorbei führen. Vorne, auf der Südseite des Areals zur Straße hin gelegen, zieht ein anderer Bau seit jeher die Blicke auf sich. Das Hauptgebäude ist ein neubarocker Mansarde-Walmdachbau mit drei Etagen. Er wurde 1901 errichtet und ist heute als Baudenkmal gelistet.

Bekannt und beliebt war die Adresse schon lange Zeit als Gasthaus Försterhaus. Inzwischen werden die Gäste in Lokal und Biergarten griechisch bekocht, der Zuspruch ist gut.

Neue Fensterfronten

Während vorne im Gasthaus und im Garten die Ausflügler entspannten, verfiel hinten in der Ecke über Jahrzehnte hinweg die alte Remise zusehends. Bis die Eigentümer sich zu einer umfassenden Sanierung entschlossen. Und gemeinsam mit ihrem Architekten die Weichen stellten, um dort schönen Wohnraum für moderne Bedürfnisse zu schaffen.
Der wohl wichtigste Schritt: Die bislang verschlossene West-Fassade zur Grundstücksgrenze hin wurde aufgebrochen und dort neue, großzügige Fenster und Glastüren eingebaut. Viel Licht strömt hinein in den großzügigen Wohn- und Essbereich im Erdgeschoss. Durch diese neuen Gebäudeöffnungen blickt man heute übrigens nicht mehr auf die Grundstücksgrenze, denn die Eigentümer haben einen zusätzlichen Streifen Land erworben. So kann die aufgewertete Westfassade auch noch mit Terrasse und Garten punkten. Und die alte, für die Gebäudeform einst so bestimmende Grundstücksgrenze, die gibt es so gar nicht mehr.

Alte Substanz gerettet

Vor der Sanierung war das alte Gemäuer in einem wirklich schlechten Zustand. Man stellte sich schon darauf ein, beim Bau, beispielsweise bei den Wanddurchbrüchen, noch ungute Überraschungen zu erleben. Doch die blieben aus: Schritt für Schritt konnten die Eigentümer und ihr Bau-Team wie geplant arbeiten, nach einem dreiviertel Jahr Bauzeit war im Herbst 2015 alles fertig.

Bei der Sanierung und dem Umbau wurde viel alte Substanz gerettet: gusseiserne Säulen im Inneren beispielsweise, auch eine alte Stahlträger-Decke mit Beton-Ausfachungen. Vor allem aber hat der Bau seinen Charakter behalten.

Eine horizontale Abdichtung sorgt dafür, dass keine Feuchtigkeit aufsteigen kann. Das erst vor zehn Jahren erneuerte Blechdach erhielt eine Zwischensparrendämmung von innen. Die neue Gasheizung ist ein Brennwertkessel. Der Clou ist die Lösung, mit der die 30 Zentimeter dicken Ziegelmauern von vor 110 Jahren fit gemacht wurden für die Zukunft: Eine Außendämmung war wegen des Denkmalschutzes unmöglich, für die Innenseite der Mauern wählte man die Wärmedämmfassade von Schlagmann als zweite Schale. Etwa 240 Quadratmeter Wand wurden mit der neuen, nur 8 Zentimeter dicken Variante der WDF isoliert – optimale Dämm-Ergebnisse bei minimiertem Flächenverbrauch.

Bilder: Architekturbüro Hetfleisch & Leppert, München
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