Bauernhof Vogtareut

Außendämmung modern konstruiert
Es muss so etwas wie Liebe auf den ersten Blick gewesen sein, als das Bauherrenehepaar zum ersten Mal vor ihrem Bauernhof stand -– eingebettet in die traumhafte Lage des Chiemgauer Voralpenlandes, die Berge im Blick. Das Objekt selbst ist kein Schmuckstück, eher ein einfacher Hof in traditioneller Bauweise der ländlichen Gegend, in deren Nähe der Bauherr selbst aufwuchs. Der Hof stand bereits einige Jahre leer und wurde seit den 70er Jahren nicht mehr bewirtschaftet, ehe das Bauernhaus samt Nebengebäude sowie das gesamte Hofareal in den letzten eineinhalb Jahren liebevoll und sorgfältig saniert und rekonstruiert wurde. Die Bauherren wollten bewusst schonend mit der alten Bausubstanz des erworbenen Hofes umgehen, dabei aber in moderatem Rahmen modernen Wohnkomfort zulassen.
Architekt Moses, bekannt für sachgemäße Altbausanierungen, regte an, den Altbestand sensibel zu renovieren und nur das auszutauschen und zu erneuern, was dringend nötig ist. Nachhaltig im besten Sinne, auch wenn das Thema damals noch nicht so präsent war.

Lebendige Rekonstruktion eines alten Bauernhauses im modernen Sinn
Der traditionelle, lang gezogene rechteckige Baukörper war in drei Funktionsbereiche geteilt: Der einstige Wohnbereich der Bauern­familie sowie der Stall waren massiv gebaut. Im hinteren Bereich des Gebäudes befanden sich früher Remise und Heuschober. Der massive Teil wurde komplett als Wohngebäude erhalten und energetisch mit dem keramischen Fassadendämmsystem POROTON®-WDF® saniert, da die Bauherren bewusst auf künstliche Baumaterialien verzichten wollten. An die Stelle der Remise wurde ein Neubau als Erweiterung des Wohngebäudes gesetzt: das Erdgeschoss aus dem klassischen, aber wärmedämmenden Ziegel POROTON®-T14®, das Obergeschoss in Holzrahmenbauweise mit traditioneller Holzschalung.

Grundsätzlich wurde an der Fassadengestaltung wenig geändert. An Stelle der Scheunen- und Remisentore kamen Stahl-Glas-Fassadenteile, die optisch den Platz der alten Tore einnehmen und als Tageslichtquellen dienen. Vorhandene Fenster wurden erhalten und durch detailgetreu nachgebaute Holzrahmenfenster mit Doppelverglasung samt dazu passenden Läden ersetzt.

Die Balkone wurden aus heutiger bautechnischer Sicht von der Bodenplatte getrennt und an die Fassade gesetzt, die verzierten Holzgeländer nach historischem Vorbild angefertigt. Aus statischen Gründen musste das Dach teilweise erneuert werden. Der Satteldachstuhl aus Holzsparren und -pfetten konnte erhalten werden und wurde nur mit Trockeneis gestrahlt. Die Dachschalung musste erneuert werden, eine mineralische Aufdachdämmung nach EnEV 2009 kam hinzu. Dachziegelform und -farbe wurden ebenso nach ihrer Landläufigkeit ausgesucht.

Der energetische Zustand des Gebäudes aus den 50er Jahren, das bereits mehrfach umgebaut worden war, war sichtlich ungenügend und eine Dämmung der Fassade daher dringend erforderlich. Auf der Suche nach einem Fassaden-Dämmsystem, das ökologisch und gesundheitlich unbedenklich ist, stießen die Bauherren durch einen Hinweis des ansässigen Bauunternehmers Lorenz Mayer auf die keramische Wärme­dämmfassade POROTON®-WDF® von Schlagmann. Es gibt unzählige Fassaden-Dämmsysteme, die meist aus vielen künstlichen Schichten aufgebaut sind, die der Bauherr aber nicht in Kauf nehmen wollte. Die WDF jedoch besteht aus nur einer einzigen Schicht, versehen mit einem mineralischen Leichtputz. Der neue Baustoff ist eine massive Ziegelwand, gefüllt mit dem natürlichem Dämmstoff Perlit. Nach strengen Richtlinien auf gesundheitliche Auswirkungen geprüft, ist dieser Naturbaustoff wohngesund. Auch die innovative Perlitfüllung aus Gestein vulkanischen Ursprungs erweist sich als bau-biologisch bestens bewertet. Das Fassadendämmsystem aus Ziegeln ist somit frei von Formal­dehyd, Weichmachern, Schwermetallen und Bioziden.
Dank der Kombination aus Ziegel und Perlit verbesserte sich der Wärmedämmwert der Außenwand nach der Sanierung um das Fünffache von 1,14 auf 0,23 W/m2K. Er entspricht damit den Vorgaben der EnEV 2009 und liegt auf dem Niveau eines Neubaus. Natürlich tragen dazu auch die neuen Fenster (U-Wert = 1,0 W/m2K), eine neue dicht schließende Haustüre mit antikem Türblatt und die Erneuerung des Daches bei. Effizienz steigernd wirkt sich zudem der Austausch der alten Ölheizung durch eine hochwirksame Flächenwärmeheizung mit Erdkollektoren aus. Zusätzlich werden in Kälteperioden zwei Holzöfen betrieben.

Angenehmes Wohnklima durch natürliche Baumaterialien
Viele Hauseigentümer schrecken bisher wegen des so genannten "Thermoskanneneffekts" noch vor einer Fassadensanierung ihrer Ziegelhäuser zurück. Sie haben die Befürchtung, mit einem künstlichen Wärmedämmverbundsystem die ökologischen und kapillaraktiven Eigenschaften ihres massiven Ziegelhauses aufgeben zu müssen. Mit der neuen Wärmedämmfassade POROTON®-WDF® aber bleibt ein Ziegelhaus ein Ziegelhaus.

Ganzjährig angenehmes Wohnklima
Das nunmehr gut gedämmte Ziegelhaus hält einerseits im Winter die Heizwärme im Haus und schätzt andererseits im Sommer vor eindringender Hitze. Das kapillare System des Ziegels sorgt für einen Ausgleich von Feuchtigkeitsschwankungen und liefert damit ein angenehmes Wohnklima rund ums Jahr. Der im gesamten Inneren des Hauses aufgebrachte Lehmputz unterstützt die Wirkungsweise der massiven Ziegelwände zudem. Grundsätzlich achtete das Bauherrenpaar sorgfältig darauf, dass alle verwendeten Bauprodukte und auch Einrichtungsgegenstände natürlich und weitgehend emissionsfrei waren. Damit die Innenraumluft dauerhaft nicht nur wohltemperiert und klimatisch angenehm, sondern auch unbelastet von Schadstoffen ist. Dank der Sammelleidenschaft des Bauherren konnten sogar einige historische Materialien verwendet werden, wie beispielsweise alte Holzböden, Wandverkleidungen oder Dachbalken.

So traditionell und scheinbar von gestern der sanierte Bauernhof auch von außen wirken mag, so schlicht und modern ist er im Inneren. Der Wohnbereich besticht durch den offen gelassenen Dachstuhl, unbehandelte teilweise alte Eichenböden und eine puristische Einrichtung. Eine Reminiszenz aus der alten Zeit schaffen herüber gerettete Elemente, wie teilweise offen gelassenes Sichtmauerwerk, ein aus alten Vollziegeln errichteter Ofen sowie das Stück einer alten Holzfassade eines benachbarten Bauernhofes, das in der Art eines Gemäldes den Wohnraum schmückt.