So geht Up­cycling: vom Rest­stoff zum wert­vollen Bau­stoff

07.2023

Schlagmann Poroton entwickelt den ersten rein keramischen Recyclingziegel. Der Innenwandziegel soll mehr als die Hälfte an CO2-Emissionen einsparen. Der neuartige Ziegel bestehend aus recycelten und wiederaufbereiteten Ziegeln wird in einem innovativen Verfahren ohne zusätzliches Bindemittel keramisch gebunden. Durch sowohl Optimierung als auch Eliminierung von Verfahrensschritten wird der Ziegel, der zuerst bei Innenwänden zum Einsatz kommen soll, mit einem deutlich geringeren Energieeinsatz produziert. Damit sollen mehr als 65 % an Primärrohstoffen sowie über 40 % an Energie eingespart werden.

In Deutschland fehlt es an Wohnraum. Jährlich sollen deshalb laut Zielvorgabe der Bundesregierung 400.000 Wohnungen gebaut werden. Doch die Corona-Pandemie und die nachfolgende Energie-Krise, ausgelöst durch den Ukraine-Krieg, haben zu einer Rohstoffknappheit und Kostenexplosionen auf dem Bau gesorgt. Zugleich ist der energieintensive Bausektor in der Pflicht, die angestrebten höheren Klimaziele – eine Treibhausgasminderung um 65 % bis 2030 – zu erreichen. Die intensivere Nutzung von Recyclingmaterialen, mehr noch der Einsatz von Recyclingbaustoffen, kann hier zu einer Lösung beitragen, um zum einen die gesteckten Klimaschutzziele einzuhalten und um gleichzeitig den steigenden Bedarf an Baustoffen zu decken. Mit der Ersatzbaustoffverordnung, die ab 1. August gilt, wird die Akzeptanz von Sekundärbaustoffen im Sinne einer Kreislaufwirtschaft von Seiten der Bundesregierung zudem intensiv gefördert.

Ziegel-Recyclingmaterial ist ein wertvoller Rohstoff
Bei Schlagmann Poroton wurde das „rote Gold“ als Wertstoff bereits früh erkannt: Bereits seit 2016 bietet das Unternehmen ein eigenes Recycling-System an, bei dem auf Baustellen Container zum Sammeln von Ziegelbruch und -verschnitt zur Verfügung gestellt werden. Die Inanspruchnahme des Services sowie die Menge des gesammelten Materials stiegen in den letzten Jahren rapide an. Mittlerweile kommen jährlich mehr als 2.000 Containerladungen mit je einem Kubikmeter Fassungsvermögen wieder zurück an ihren Ausgangsort. Die sortenreinen Reststoffe, dazu zählt bei Schlagmann auch die Perlitfüllung der hochwärmedämmenden Poroton-Ziegel, werden danach zu hochwertigen Nebenprodukten weiterverarbeitet. Aufbereiteter Ziegelverschnitt und -bruch kommen als Füll- und Befestigungsmaterial im Straßenbau, im Tennisplatz- und Sportplatzbau und als Pflanzensubstrat im Vegetations-/Gartenbau so erneut zu einem sinnvollen Einsatz. Daneben bewerkstelligt Schlagmann eine restlos abfallfreie Ziegelproduktion, indem anfallende Ausschussware und Schleifstaub zu annähernd 100 % wieder dem Herstellungsprozess zugeführt werden. Auch in den Bereichen Verpackung und Wärme(-rückgewinnung) werden innovative Kreislaufsysteme genutzt.

Upcycling von hochwertigem Ziegel-Recyclingmaterial
Doch wie können aus den vorhandenen Recyclingmaterialien wertvolle sekundäre Rohstoffe gewonnen werden und vor allem, wie können daraus hochwertige Ziegel in industrieüblichen Mengen entstehen? Bei Schlagmann ist man überzeugt, dass in den Recyclingmaterialien ein weitaus größeres Potenzial steckt und beschäftigt sich deshalb seit vielen Jahren mit dieser Aufgabenstellung. Am unternehmenseigenen Forschungszentrum Ziegel wird intensiv an Möglichkeiten, recyceltes Ziegelmaterial sinnvoll zu einem neuen keramischen Baustoff weiterzuentwickeln, geforscht.

Jetzt kann aus dieser Forschungsarbeit der letzten Jahre ein erstes Upcycling-Produkt aus Ziegel-Recyclingmaterial präsentiert werden: der POROTON®-R, ein Recycling-Ziegel aus recycelten und wiederaufbereiteten Ziegeln, der ohne ein zusätzliches, künstliches Bindemittel wie beispielsweise Zement rein keramisch gebunden wird.

Recyclingziegel POROTON®-R soll weniger als die Hälfte an CO2-Emissionen konventioneller Ziegel benötigen
Ziel der Schlagmann-Produktentwickler ist es, neben der ressourcenschonenden Verwendung von Ziegelbruch und -verschnitt aus dem eigenen Rücknahme-Service auch den Energieeinsatz so gering wie möglich zu halten. „Nach zahlreichen Versuchsreihen war für uns der beste Weg, den Recyclingziegel aus aufbereitetem, fein gemahlenem Material zu produzieren – in Analogie zur Feinkeramik und Technischen Keramik“, erläutert Ralf Hillebrand, Projektleiter der keramischen Entwicklung bei Schlagmann. „Dabei wird die Rohstoff-Rezeptur, die bislang aus bis zu 70 % Sekundärrohstoffen – vornehmlich Ziegelbruch – bestehen kann, zu einem Ziegel-Verbundmaterial geformt. Die Herausforderung liegt darin, dass aus der Rezeptur ein Baustoff entsteht, der so ökologisch wie möglich, aber gleichzeitig für den Kunden bezahlbar ist“, so der Experte.

„Mit dem Recyclingziegel POROTON®-R begeben wir uns auf das „next level“ einer zukunftsfähigen, ressourcenschonenden Ziegelherstellung. Eine durchgängige und sinnvolle Kreislaufwirtschaft im Sinne des Cradle-to-Cradle-Ansatzes ist ein zentraler Bestandteil unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Mit dem schrittweisen Einsatz von Rohstoffen aus Recyclingmaterial und zugleich eines geringeren Energieeinsatzes, der zudem aus erneuerbaren Energiequellen stammt, nehmen wir die Herausforderungen einer CO2-neutralen Ziegelherstellung, die wir bis 2040 anstreben, in den nächsten Jahren mit all der uns zur Verfügung stehenden Kraft an,“ so der geschäftsführende Gesellschafter Johannes Edmüller.

Der Ziegel im Dreiklang der Nachhaltigkeit
Gebrannte Lehm-Ziegel beweisen seit Jahrtausenden ihr Potenzial als ökonomischer, ökologischer sowie sozialer Baustoff. Sie bewegen sich entlang ihres Lebenszyklus im Dreiklang der Nachhaltigkeit: Die Zukunftsfähigkeit von Ziegeln ergibt sich zum einen aus der Regionalität ihrer Rohstoffvorkommen, Herstellung und Verarbeitung. Hinzu kommt die Bezahlbarkeit des Baustoffes bei gleichzeitig hervorragenden technischen Eigenschaften sowie geringen Lebenszykluskosten und einer außerordentlich hohen Lebensdauer von Ziegelgebäuden. Der neue Recyclingziegel, der im ersten Schritt als Innenwandziegel zum Einsatz kommt, wird im Rahmen eines Forschungsprojekts optimiert und soll für eine Markteinführung vorbereitet werden.

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